Baustelle Kinderarmut – IdeenREICH gegen KinderARMUT

Am 18. Juni 2019 trafen sich auf Einladung des Netzwerkes gegen Kinderarmut Sachsen-Anhalt und der Landeshauptstadt Magdeburg im Magdeburger Rathaus mehr als 160 Fachkräfte der Kinder- und Jugendarbeit, Gewerkschafter*innen, Politiker*innen, Netzwerker*innen, Schüler*innen und viele Interessierte. Der Fachtag verfolgte dabei drei Ziele: das Vorstellen bestehender Konzepte im Kampf gegen Kinderarmut, die Vernetzung der politischen Entscheidungsträger*innen im Bundestag und die notwendige Öffentlichkeitsarbeit für eins der wichtigsten Themen auf der politischen Agenda.

Der Präsident des Deutschen Kinderschutzbundes und Mitglied im Netzwerk gegen Kinderarmut, Heinz Hilgers, stellte das bereits seit 10 Jahren durch das „Bündnis für Kindergrundsicherung“ verfolgte Konzept der Kindergrundsicherung und das durch ihn als Oberbürgermeister der Stadt Dormagen entwickelte „Netzwerk Frühe Hilfen“ vor. Für die Bertelsmann Stiftung erläuterte Dr. Anette Stein, der Direktorin des Programms „Wirksame Bildungsinvestitionen“ das Modell des „Teilhabegeldes“. Ergänzt wurden diese Vorträge um die Vorstellung der Studie „Kommt das Geld bei den Kindern an?“. Dr. Holger Stichnoth vom Leibniz – Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung hat erforscht, dass fast ein Drittel der Gelder für Familienförderung in der Verwaltung stecken bleiben und die Mittel, die das Einkommen einer Familie erhöhen auch in die Interessen und Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen investiert werden und nicht etwa zu einem erhöhten Alkohol- oder Nikotingenuss oder einem erhöhten Konsumverhalten für Technik führt. Das von Heinz Hilgers beschriebene Klima des Misstrauens gegen Eltern ist folglich unbegründet.

Politischer Höhepunkt des Fachtages war zweifelsohne die Podiumsdiskussion, an der neben dem Vorsitzenden der Linksfraktion im Bundestag Dr. Dietmar Bartsch, die Parteivorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen Annalena Baerbock, die stellvertretende Fraktionsvorsitzende der FDP-Bundestagsfraktion Katja Suding, der familienpolitische Sprecher der CDU/ CSU Bundestagsfraktion Marcus Weinberg und der SPD-Bundestagsabgeordnete Stefan Schwartze teilnahmen. Eine leidenschaftliche und sachliche Diskussion, die die Gemeinsamkeiten und Unterschiede deutlich machte. Ein Mitte-Links-Bündnis auf Bundesebene könnte mit Unterstützung der FDP den Weg zur Kindergrundsicherung ebnen. Doch ein erster Schritt wurde vorsichtig vereinbart: die Anrechnung der Einnahmen aus Ferienjobs bei Jugendlichen sollen nicht mehr auf SGB II – Leistungen angerechnet werden. Die gleiche Forderung besteht seit vielen Jahren bezüglich der Anrechnung des Kindergeldes auf SGB II Leistungen. Ein unsäglicher Zustand, der dringend geändert werden muss.

Die Baustelle „Kinderarmut“ konnte an diesem Tag nicht abgebaut werden. Doch es wurde deutlich, dass es viele Menschen gibt, die diesen Zustand nicht akzeptieren wollen und sich aktiv engagieren werden.

Vielen Dank an alle Teilnehmer*innen!

Weiterführende Links:
Berichterstattung in der Mitteldeutschen Zeitung
Sonderseite des Landtags Sachsen-Anhalt zur Konferenz

Fotos: Rayk Weber

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