Kurzzusammenfassung der Sitzung des Netzwerks gegen Kinderarmut vom 16. Februar 2017
»Den gesellschaftlichen Druck erhöhen, das Bewusstsein schaffen, sich gegen Kinderarmut zu engagieren, das ist die Herausforderung vor der wir stehen«, betonte der Vorsitzende der Linksfraktion im Deutschen Bundestag, Dr. Dietmar Bartsch anlässlich des zweiten Treffens des Netzwerkes gegen Kinderarmut.
Aus einer vielfach unbeachteten Perspektive bewertete die Schauspielerin Nina Kronjäger die Problematik. So habe in den letzten Jahren der Druck im Bereich der Kreativwirtschaft deutlich zugenommen. Mit der Ausweitung der Beschäftigung von Soloselbständigen habe sich die Einkommenssituation deutlich verschlechtert. Ein zweites drängendes Problem ist es, angesichts der unüblichen Beschäftigungszeiten Betreuungsmöglichkeiten für Kinder zu finden. Gerade für Alleinerziehende sei die Vereinbarkeit von Privat- und Erwerbsleben nicht hinreichend gegeben.
Der Hauptgeschäftsführer des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes, Dr. Ulrich Schneider machte darauf aufmerksam, dass gerade das Kindergeld wirksam zur Armutsvermeidung beitrage. Während Bezieher*innen von großen Einkommen vom Steuerfreibetrag profitieren, sind Familien mit mittleren und geringen Einkommen auf das Kindergeld angewiesen. Jede Diskussion um die Kürzung oder gar Streichung dieser familienpolitischen Leistung verbietet sich deswegen. Im Gegenteil, die finanzielle Zuwendung von Familien müsse über ein erhöhtes Kindergeld oder einer Kindergrundsicherung von bis zu 600 Euro ausgebaut werden.
Abschließend sprach die Geschäftsführerin des Projekts www.arbeiterkind.de von den verschiedenen Erfahrungshintergründen zwischen Familien mit und ohne Hochschulabschluss. Für Kinder deren Eltern über keinen Hochschulabschluss verfügen, stellt die Aufnahme eines Studiums nicht nur eine finanzielle, sondern auch eine psychologische Hürde dar. Sie bräuchten ein BAföG, welches nicht nachträglich, sondern mit Beginn des Studiums finanziell unterstützt. Des Weiteren warb sie für gegenseitiges Verständnis. Familien und Umfeld müssten mehr Verständnis dafür aufbringen, wenn »Arbeiterkinder« ein Hochschulstudium aufnehmen wollen. Gleichzeitig sollte auch das akademische Milieu Studierende aus anderen sozialen Schichten nicht als unerwünschte Konkurrenz wahrnehmen.
zurück zur Startseite